Einmal im Leben darf man ja auch mal Glück haben:
Ein Kinobesitzer in der Gegend wollte sein altes Schummerkino schließen und mein Weg führte mich umgehend dorthin als ich dies erfuhr. Außer
einigen Plakaten war allerdings nichts brauchbares mehr vorhanden, die (anderen) Plünderer waren schon schneller gewesen als ich.
Auf die Frage, ob er denn noch etwas brauchbares für mich habe erscholl die hoffnungsfrohe Antwort: "..nö, nur im Keller habe noch so ein
altes Glasportal stehen, war mal früher im Kassenhäuschen eingebaut. Ist aber ziemlich runtergekommen das gute Stück...."
Kein besseres Blutdruckmittel wird je für mich gefunden werden. Im Keller angekommen zerrte der Gute dann einen Messingrahmen aus einer Ecke hervor,
der über-und-über mit Gammel und Korrosionspartikeln bedeckt war. Aber das Glas und wirklich alle Details waren völlig und ausnahmslos intakt.
Nichteinmal ein Kratzer verunstaltete dieses Kunstwerk der untergegangenen Liebe zum Detail.
Nun galt es schleunigst den Puls zu beruhigen und ein möglichst zweifelndes Gesicht
aufzusetzen, war doch nun die Preisverhandlung angesagt. Was ich dann aber hörte war einigermaßen schöner als Ostern und Weihnachten an
einem Tag aber ich werde als Kavalier den Preis hier nicht nennen. Nur soviel sei gesagt, daß für das gleiche Geld kaum ein schönes Abendessen
in trauter Zweisamkeit möglich gewesen wäre. In der Werkstatt habe ich das ganze Teil dann komplett zerlegt, was durch die durchgehend verschraubte
Profil-Bauweise problemlos war. Alles wurde gereinigt, und (wirklich) tagelang poliert. Und alles erlangte so wieder perfekten Hochglanz. Nur einige vermurkste
Schrauben habe ich durch neue Messingschrauben ersetzt und nun ist alles wieder perfekt.
Das ganze Teil habe ich dann als Lichtausschnitt ich eine neue Zimmertür eingebaut, die zuvor im 60er Jahre Ton, cremeweiss lakiert wurde. Ebenso natürlich
die Zarge und alle anderen Türen/Zargen rund um's Kino. Der Rahmen harmoniert hinsichtlich der Größe uder der Farbe perfekt mit der Tür
und ich habe dann später noch neue Türbeschläge im gleichen Messington ergänzt.
Die Beschriftungen sind einfach nur ein Traum: In 3D-Vertiefungen eingefräste Buchstaben,
die im Hinterglasverfahren zweifarbig (gold und schwarz) ausgefärbt sind, es ist einfach unbeschreiblich. Ebenso die kunstvoll profilierten Messingrahmen.
Das ganze ist nun also die Eingangstür zu meinem Kino, und es bleibt auch auf diese Weise etwas von dem alten Kino, aus dem der Rahmen entstammt, erhalten.
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